Förderung: Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsgruppe:
Prof. Dr. Jörg Bogumil (Ruhr Universität Bochum)
Prof. Dr. Werner Jann (Universität Potsdam)
Prof. Dr. Dr. Leo Kißler (Universität Marburg)
Prof. Dr. Christoph Reichard (Universität Potsdam)
Prof. Dr. Hellmut Wollmann (em.) (Humboldt Universität zu Berlin)
Projektleitung: Prof. Dr. Jörg Bogumil
Projektbearbeitung:
Dr. Sabine Kuhlmann (Ruhr-Universität Bochum)
Stephan Grohs (Universität Konstanz)
Anna Katharina Ohm (Universität Konstanz)
Laufzeit: 4/2004 bis 6/2006
Mittlerweile ist es schon zehn Jahre her, dass die KGSt ihren grundlegenden Bericht zum Neuen Steuerungsmodell (NSM) vorgelegt hat und das Modell mit einer angesichts der deutschen Verwaltungstradition kaum zu erwartenden Dynamik in die kommunale Praxis Einzug hielt. Höchste Zeit, eine empirisch gesättigte Bilanz des Neuen Steuerungsmodells zu ziehen, eine Evaluierung kommualer Verwaltungsmodernisierung. Diese ermöglicht es zugleich, die Akzeptanz und die Umsetzungschancen der neuen Leitbilder für eine stärkere Außenorientierung der Verwaltung (Bürgerkommune, aktivierende Kommune, Local Governance) zu analysieren.
Das Forschungsprojekt geht von der (analytischen) Unterscheidung dreier Bezugseinheiten für die Evaluierung der Verwaltungsreform aus: einem Soll-Ist-Vergleich, einem Zeit- und einem Quervergleich. Diese Bewertungsperspektiven beziehen sich bei der Untersuchung der abhängigen Variable "Reformergebnisse" auf drei Analysedimensionen:
Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Performanzveränderungen gelegt. Im Ergebnis soll gezeigt werden, inwieweit die vom NSM angestrebten Ziele er reicht wurden und von welchen endogenen und exogenen Faktoren eine erfolgreiche Umsetzung des NSM oder neuerer Leitbilder in einzelnen Städten ab hängt. Mit der Evaluation des Neuen Steuerungsmodells soll eine realistische Analyse der Realverfassung eines zentralen Akteurs – also von Kommunalverwaltung und -politik - für die im Rahmen des kooperativen Staates angestrebten Governanc e formen erstellt werden, auch weil davon auszugehen ist, dass eine erfolgreiche Außenorientierung der Verwaltung zentral von einer bereits zufrieden stellend vollzogenen Binnenreform der Verwaltung abhängt.
Wir wollen mit diesem Forschungsvorhaben die immer größer werdende Evaluationslücke schließen, die daraus resultiert, dass sich seit Ende der 90er Jahre der Fokus der Forschung und Forschungsförderung immer stärker auf die Entwicklung und Diskussion neuer Verwaltungsleitbilder (Bürgerkommune, aktivierende Kommune, Local Governance) richtet, während das Neue Steuerungsmodell, das das Fundament der meisten neuen außenorientierten Leitbilder ist, zusehends aus dem Blick gerät. Diese Evaluationslücke ist nicht nur für die wissenschaftliche Forschung, sondern gerade auch für die Verwaltungspraxis höchst unbefriedigend. Denn sehr viele Kommunen haben versucht, das NSM zu implementieren und kämpfen nun Jahre später (noch) mit erheblichen Umsetzungs- und Motivationsproblemen. Daher stehen nicht wenige Kommunen den zur Zeit grassierenden neuen Leitbildern der Verwaltungsreform skeptisch gegenüber, wenn die Probleme des Neuen Steuerungsmodells noch nicht ansatzweise gelöst wurden. Auch aus der pragmatischen Perspektive ist die Umsetzung der Binnenreform das Fundament für die Realisierung der neuen außenorientierten Leitbilder. Für die Mehrzahl der Kommunen, aber auch für die Verwaltungen höherer föderaler Ebenen, die nun mit erheblicher Zeitverzögerung das NSM imitieren, hat somit eine Evaluation der Verwaltungsreform eine erhebliche praktische Bedeutung, wenn sie insbesondere die kommunal gestaltbaren Variablen näher untersucht und auf dieser Grundlage zu konkreten Umsetzungsempfehlungen kommt.
Diese umfassende Evaluation der Verwaltungsreform soll durch einen ausgewogenen Mix qualitativer und quantitativer Methoden sichergestellt werden. In einem ersten Schritt soll in qualitativen Fallstudien die Verwaltungsreform in mehreren Städten überwiegend durch halbstandardisierte Interviews und umfangreiche Dokumentenanalyse untersucht werden. Dabei handelt es sich um Kommunen, die wir schon in unterschiedlichen Untersuchungen Mitte der 90er Jahre analysiert haben. Damit ist eine Längsschnittsuntersuchung möglich, in der es uns gelingen dürfte, relativ detailgenau die Erfolgs- und Misserfolgsgeschichten des Neuen Steuerungsmodells vor Ort nachzuzeichnen und auch die Akzeptanz und Umsetzung neuerer Leitbilder zu erfassen. Als Kontrollgruppe wird auch eine Fallstudie in einer Stadt erstellt, die "nicht modernisiert" hat.
In einem zweiten Schritt werden wir aufbauend auf den Erkenntnissen der Fallstudien in einer bundesweiten Erhebung die Bürgermeister, Personalratsvorsitzenden und einen Vertreter einer Fachverwaltung in allen KGSt-Mitgliedskommunen (ca. 1.600: entspricht nahezu allen Kommunen über 10.000 Einwohner in Deutschland sowie dem Großteil der Landkreise) schriftlich befragen. Dadurch wird es möglich, wesentliche Teile der Ergebnisse der Fallstudien besser einzuordnen und einen flächendeckenden Überblick über den Stand und vor allem die Wirkungen der kommunalen Verwaltungsreform zu erhalten.
2009
2008
2007
Bogumil, Jörg/ Grohs, Stephan/ Kuhlmann, Sabine/ Anna K. Ohm (2007): Zehn Jahre Neues Steuerungsmodell – eine Bilanz kommunaler Verwaltungsmodernisierung. Berlin: Ed. Sigma, 2. Auflage 2008.
2006
2004