NACH OBEN

PD Dr. Christian Gudehus

Informationen zu meiner Vergangenheit finden sich auf cgudehus.de. Doch relevanter ist wohl die Zukunft. In den nächsten Jahren möchte ich mich fünf eng miteinander verwobenen Interessen widmen.

Das sind, erstens, Psychologien der Gewalt. Um Gewalt zu verstehen, muss u.a. erklärt werden, wie diese Handlungen hervorgebracht, ertragen und verarbeitet werden. Diverse Psychologien haben ebenso diverse Zugänge und Modelle entwickelt, um genau dies zu erreichen. Mit Blick auf diese Bemühungen sind zwei bedeutsame Lücken zu benennen. Zum einen fehlt es an einer Historisierung psychologischer Konzeptualisierungen und Erklärungen von Gewalt. Zum anderen sind Zugänge jenseits des Mainstreams bisher unzureichend dokumentiert. Es bedarf also einer systematischen Aufarbeitung der Genese, Entwicklung und Rezeption psychologischer Gewalterklärungen. Dies schließt auch solche Studien ein, die sich genuin gar nicht mit Gewalt beschäftigen, aber in diesem Kontext rezipiert werden. Mit Blick auf den zweiten Punkt gilt es Psychologien jenseits des Mainstreams auf ihre Potenziale hin, Gewalt zu verstehen, zu untersuchen bzw. weiter zu entwickeln. Besonders am Herzen liegt mir diesbezüglich eine kulturpsychologische Gewaltforschung. Weiter sind den schwach dokumentierten Zugängen auch solche zuzuordnen, die sich selbst nicht als Psychologien bezeichnen, aber dennoch psychologischen Ansätzen vergleichbare Erklärungsmodi aufweisen (z.B. Religionen bzw. spirituelle Praktiken).

Zweitens sehe ich mich und betätige ich mich als kritischer, aber durchaus auch Lösungen anbietender Kommentator der (vor allem englischsprachigen) Genocide Studies. Mein Ziel ist es, auf die vielfältigen Probleme hinzuweisen und, wo möglich, Alternativen zu entwickeln. So gibt es eine fatale Tendenz zur Kanonisierung von Studien und Konzepten, ohne dass diese ausreichend kontextualisiert und historisiert würden. Viel zu wenig reflektiert wird auch die weit verbreitete Vermischung diverser Disziplinen, Methodologien und Epistemologien. Schließlich mangelt es (gerade im internationalen Diskurs) an einer Rezeption theoretisch und methodologisch avancierter Zugänge, so dass insbesondere im Hinblick auf empirische Arbeiten und Theoriebildung von einer Verflachung des wissenschaftlichen Niveaus gesprochen werden kann. Entsprechend besteht eine Lösung darin, eben solche, ja durchaus vorliegenden Konzepte in die Diskussion einzuspeisen.

Drittens entwickele ich in enger Zusammenarbeit mit Pradeep Chakkarath das Forschungsprogramm und die die internationale Zeitschrift HARM. Wir interessieren uns dafür, wie Schaden zugefügt, erlitten, beigewohnt, dokumentiert, kommentiert und analysiert wird. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, wie Menschen Naturkatastrophen, Kriege, Unfälle, Krankheit und Verlust erleben. Wie sie vergewaltigen, morden, entrechten und vernutzen (Menschen und Tiere). Genauso möchten wir erkunden, wie diese Erfahrungen oder dieses Agieren wiedergegeben wird – in der Pädagogik, der Wissenschaft, der Kunst, der Populärkultur oder den Religionen. HARM ist nicht nur ein langfristiges Forschungsprogramm, sondern zugleich eine Zeitschrift, die ich gemeinsam mit Pradeep Chakkarath, Fiza Lee und Nafissa Rami aus der Taufe gehoben habe und deren erste Nummer im Januar 2023 erscheinen wird.

Viertens halte ich es für drängend und unverzichtbar, dass die Absolventen der RUB auf den Umgang mit hochproblematischen Verhältnissen wie Krieg, Armut, politische Gewalt, Extremwettereignisse vorbereitet werden. Es kann ja sein, dass all die Maßnahmen zu deren Verhinderung nicht greifen...

Fünftens bemühe ich mich sehr, in einer Weise zu lehren, die das Studium als Leidenschaft für das Denken, Argumentieren, Schreiben und Präsentieren versteht. Ich möchte, dass Studierende an Fällen lernen, ich möchte ihnen Raum für Gewagtes und Ungewöhnliches geben und sie ermuntern, die Ergebnisse ihrer Bemühungen nach Möglichkeit einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Ein bereits bestehendes Beispiel dafür ist die Online-Encyclopaedia Practices of Violence, auf der sich sehr diverse Arbeiten von Studierenden aus Bochum und Maastricht finden, in denen sie eben Gewalt praxeologisch erkunden. Eine andere Form ist der Podcast Pre&Post GEWALT, den Studentinnen des Bachelor Sozialwissenschaft produziert haben.

Publikationen

Eine Liste ausgewählter Publikationen von Christian Gudehus finden sie hier.

 

Sprechstunden

Nach Vereinbarung. Bitte schreiben Sie mir eine E-Mail an christian.gudehus@rub.de und dann lässt sich in der Regel kurzfristig ein Termin vereinbaren.

Kontakt

Christian Gudehus
Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Sozialwissenschaft
Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie
Raum GD, E1/253
Universitätsstr. 150
D-44801 Bochum
Tel.: +49 (0)234 32 25164
Mobil: +49 (0)176 43 85 49 52
E-Mail: christian.gudehus@rub.de